Atlantik 9. Tag 07.01.08 ca. 11.00 Uhr
 Â
Impressionen einer Nachtwache
Position: 16°53.5′N, 33°30.6′WÂ
Geschwindigkeit:Â 4-5 kn Â
Wind:Â 3-4 Bft ONO
Wellen:Â 2 MeterÂ
Etmal: 120Â sm
Entfernung zum Ziel:Â 1526 sm Â
Wie viele Nachtwachen habe ich schon gemacht? Dutzende? Hunderte? Ich zähle sie schon lange nicht mehr und doch sind Nachtwachen immer etwas Besonderes. Fast alle waren kalt, einige sehr kalt, manchmal hat es geregnet, wenige Male hat es gestürmt; und hier auf dem Atlantik?
Wir befinden uns auf rund 17 Grad nördlicher Breite. Da fällt die Sonneabends fast senkrecht ins Wasser und beleuchtet dann noch von unten die letzten Wolken, während eine milchige Dämmerung das Licht der ersten Sterne zu erkennen gibt. Schnell vergeht dieser letzte Rest vom Tageslicht und man sieht einen unvergleichlichen Sternenhimmel, den man nur sehen kann, wenn sonst keine Lichtquelle in einer sonst klaren Nacht vorhanden ist.
Deutlich ist z.B. das Wintersternbild, der Orion, neben unzähligen anderen Sternen zu sehen. Deutlich sind auch die Milchstraße und die Kassiopeia zu erkennen. Schon sehr niedrig sieht man den Nordstern und den Großen Wagen. Während dessen steuert die Sola unbeirrt durch die Nacht. Nur die Windfahne hält sie wie von Geisterhand geführt auf Kurs. Unsere Positionsbeleuchtung im Mast zeichnet ein bizarres Muster in den Sternenhimmel.Wenn man genau hinsieht, so erkennt man auf dem Wasser diefluoreszierenden Flächen von gebrochenen Wellenkämmen.
Auch die Bugwelle der Sola fluoresziert. Draußen im Cockpit hört und fühlt man, wie die Wellen kommen um die Sola von hinten rechts ca. 2 Meter anzuheben, diese nach links zu neigen und dann unter dem Schiff hindurchzurollen, woraufhin sich die Sola dann nach hinten und nach rechts neigt. Dieses rollen von links nach rechts ist im Schiffsinneren sehr unangenehm, da man permanent in der Koje von links nach rechts gerollt wird. Draußen hingegen hört man die Welle kommen und der Körper passt sich automatisch an die Bewegungen des Schiffes an.
Hier verschmilzt quasi die Wahrnehmung der Sinne mit der Reaktion des Körpers. Ein geübter Segler kann darum die Bewegungen des Schiffes anhand der Wellengeräusche erahnen und ausgleichen. Ja dieses Wiegen in der See wird als sehr angenehm empfunden. In den frühen Morgenstunden geht dann der Mond auf und wirft einen hellen Lichtkegel auf das Wasser.
Die Kombination von Windgeräuschen, dem Rauschen der anrollenden und sich brechenden Wellen, in Verbindung mit dem phantastischen Sternenhimmel machen die Nachtwachen auf dem Atlantik zu einem unvergleichlichen Erlebnis. Selten habe ich so viele Sternschnuppen in einer Nacht gesehen, wie hier auf dem  Atlantik. Wenn es so etwas wie Seefahrerromantik gibt, dann erleben wir sie jetzt und hier.
Unser aktueller Kurs ist südlicher als der Sollkurs. Da wir diesen Kurs aber sehr entspannt nur unter Genua fahren können, behalten wir diesen Kurs bei. Sollte der Wind drehen, so werden wir eine Kurskorrektur vornehmen.
Angesichts der optimalen Segelbedingungen ist dieser “Umweg” für uns kein Opfer. Jaap hatte gestern dreimal einen Fisch an der Angel. Schade, alle drei sind in letzter Minute noch entkommen. Da der Wind nachgelassen hat, erzeugt der Windgenerator weniger Energie als erhofft. Darum lassen wir die Maschine täglich 2 Stunden laufen und schalten gleichzeitig die Entsalzungsanlage ein. Heute haben wir wieder große Mengen fliegender Fische gesehen und in der Morgendämmerung hat uns eine Delphinschule begleitet.
Fortsetzung folgt.
Â
Unsere aktuelle Position.
Â
Der GößenvergleichÂ
Am 7. Januar 2008 um 19:08 Uhr
Hallo,ihr vier.Viele,liebe Grüße aus Dabringhausen.Meine Nachtwachen sind nicht so schön wie Eure.Kann keinen Sternenhimmel sehen.Ihr seid zu beneiden.Wir verfolgen täglich Eure Berichte mit Spannung.
Weiterhin viel Wind am Segel und Gottes Segen wünschen Siegfried und Ursel