Es gibt Momente ….
da frage ich mich, was mache ich hier?
Ich könnte zu Hause sein in meinem warmen Bett, könnte bei meiner Familie sein, könnte meinen Enkel wachsen sehen und erleben, könnte Zeit mit meiner Tochter verbringen, hätte noch meinen  guten  Job,
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 könnte mich in mein Auto setzten und einfach losfahren und …..
Aber ich bin auf diesem Schiff, auf der Reise zwischen Fidschi und Vanuatu über 6 Tage lang auf See.
Bei stockdunkler Nacht gegen Wind und Welle zwischen den vorgelagerten Riffen von Fidschi. Bei Flaute, wenn das Wasser bleiern wirkt und wir 24 Stunden Motoren müssen, um voran zu kommen. Bei endlosen Stunden Tag und Nacht mit Windstärke von 25 – 30 Knoten raumen Winden und 3-4 Meter hohen, steilen Wellen. Regelmäßig kommen Wellen über das Schiff und alles ist nass. Wenn es gerade wieder getrocknet ist, kommt ein Squall mit noch mehr Wind und es regnet Bindfäden. Wieder alles nass. In der Nachtwache kauert man Stunden in einer Ecke unter der Sprayhood um sich vor der Feuchtigkeit zu schützen. Jede Bewegung auf dem Boot ist ein Kraftakt. Man kann nicht liegen oder sitzen ohne sich zu verkeilen. An Schlaf ist bei dem Geschaukel und Gepfeife nicht zu denken. Zähne putzen im Spagat damit man nicht umfällt. Die Küche bleibt kalt. Essen ist zu lästig. Das reibt an den Nerven und dann kommen die Gedanken – was mache ich hier?
Aber dann, wenn im Morgendunst ein Regenbogen, zum Greifen nahe, erscheint und etwa 30 Seemeilen voraus die ersten Umrisse der nächsten Insel zu erkennen sind, dann kommt ein Glücksgefühl,  auch ein bisschen Stolz und eine tiefe, Dankbarkeit darüber auf, dass wir diese großartige Reise erleben dürfen.
Eva
Am 7. Juni 2009 um 22:03 Uhr
Eva, ich finde es schön, daß Du so ehrlich und von Herzen schreibst. Und Dein Heimweh nach dem “guten Job” rührt mich besonders! Es grüßt Dein Vetter Christian
Am 9. Juni 2009 um 09:17 Uhr
Hallo Eva,
Dein Bericht “Es gibt Momente….” kann ich als ehemaliger Segler sehr gut verstehen und ich hatte die gleichen Erfahrungen.
Nun bin ich sehr glücklich, denn in 2 Wochen geht es zu einen Segeltörn nach Holland auf dem Ijsselmeer und Norsee. Wir haben ein behindertengerechten Catamaran geschartert. Er ist 15 Meter lang 9 Meter breit, gesteuert über Steuerrad oder Joystick, selbst sehbehinderte und Blinde können das Schiff mittels Audiokompass und Braillekarten steuern. Wir sind 2 Mann Besatzung und 6 Gäste, alle segel erfahren, aber leicht behindert.
Ich schaue jeden Tag mal rein und verfolge Euch u.a. mit dem Funkglobus.
Es grüsst Jürgen aus Remscheid-Kremenholl