Panamakanal Testfahrt
Panama ist ein Land zwischen zwei Welten, eine schmale Landenge, die den Atlantik vom Pazifik trennt und die beiden Hälften des amerikanischen Kontinents miteinander verbindet.
Früher mussten sämtliche Frachten aus den Pazifikhäfen über Land, oder auf der Route um Kap Horn verschifft werden. Schon die Silber und Goldtransporte der Spanier wurden auf den beschwerlichen Landweg dauernd überfallen. Später, während des Goldrausches in Kalifornien baute man zuerst unter großen Verlusten von Menschenleben eine Eisenbahnstrecke, die Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich fertig wurde, anschließend wurde ein Kanal geplant.
Im Jahr 1882 begann Ferdinand von Lesseps, der schon den Suezkanal gebaut hatte, mit der Arbeit. Das Vorhaben scheiterte jedoch daran, dass Tausende von Arbeitern durch alle möglichen Tropenkrankheiten starben. Erst als man die umliegenden Bereiche von den schlimmsten Krankheitserregern gesäubert hatte, begann die Arbeit am Kanal erneut, diesmal allerdings unter US-Aufsicht.
Im Jahr 1914 war das Werk vollendet. Die ehemalige Kanalzone war ein Streifen Land unter US-Oberhoheit, zu dehnen auch die Häfen Cristobal und Balboa gehörten. Erst im Jahr 1999 gelangte das Land Panama in den Besitz des Kanals.
Der Panamakanal ist eines der Wunder unserer modernen Welt und eine Fahrt hindurch ist ein einzigartiges Erlebnis. Der Kanal ist 80 km lang und verläuft von NW nach SO. Ein Schiff benötigt im Schnitt neun Stunden für die Fahrt. Von der Atlantikseite kommend wird das Schiff in den Schleusen von Gatun in drei Stufen 26 m hoch gehoben. Jede Schleusenkammer ist 33m breit und 305m lang.
Der Gatunsee, durch den man dann zum 40 km entfernten Gaillard Cat fährt, ist einer der größten künstlichen Seen der Welt. Er entstand durch die Aufstauung des Chargres.
Der Gaillard Cut ist geschichtlich der interessanteste Teil des Kanals. Er wurde unter dem Kommando von Colonel David DuBoso Gaillard, dessen Namen er trägt , auf 13 km in den Fels gesprengt.
Während der Bauarbeiten und auch noch nach Eröffnung des Kanals kam es dort zu mehreren verheerenden Erdrutschen. Am Südende des Kanals gelangt das Schiff durch die Pedro-Miguel-Schleusen 9,5m nach unten in den Stausee von Miraflores und von dort schließlich in zwei Stufen auf Meereshöhe in die Mirafloraschleuse, die etwas über 1,5 km lang ist. Die Schleusentore von Miraflores sind wegen des extremen Tidenhubs im Pazifik die höchsten der Anlage.
In Panama arbeiten rund 8.000 Menschen in Verwaltung, Betrieb und Instandhaltung des Kanals. Seit der Eröffnung haben fast 900.000 Schiffe den Kanal durchfahren (Stand: Ende 2005). Vor allem für die Seefracht von und nach China, Japan und den USA ist der Kanal von großer strategischer Bedeutung. Der Preis der Passage wird nach Art und Größe des Schiffes berechnet und beträgt durchschnittlich 48.000 US-Dollar. Schiffe der so genannten Panamax-Klasse zahlen rund 150.000 US-Dollar pro Passage. Die Bezahlung der Passagegebühren erfolgt normalerweise im Voraus durch die Reederei an eine lokale panamaische Bank. Die Kanalgesellschaft erzielte 2005 einen Jahresumsatz von 1,36 Mrd. US-Dollar.
Wir, die Sportboote zahlen ca. 650 Dollar je nach Größe.Vielleicht wird Euch jetzt auch klar warum wir ( die Sportbootfahrer) hier solch lange Wartezeiten zu ertragen haben. Es gibt zum Kanaltransit für Sportboote auch keine Alternative. Überlandtransporte sind verboten, bzw. gibt es auch die Infrastrukturen für solche Transporte nicht, z.B. entsprechend ausgerüste Laster. Die Kanalgesellschaft hat in diesem Land eine riesige Lobby.
Der Aus- oder Neubau der Schleusen wurde jahrelang diskutiert. Im April 2006 wurden die Pläne für den Ausbau verkündet. In der ersten Bauphase müssen ca. 47 Millionen Kubikmeter Erde und Gestein abtransportiert werden. Hauptziel ist der Ausbau der Schleusen von 34 Meter Breite und 305 Meter Länge auf 55 Meter Breite und 427 Meter Länge. Damit wären sie groß genug für einen Teil der bisherige Postpanmax Schiffe.Um die Schleusungsabläufe und die Gegebenheiten vor Ort kennen zu lernen, haben wir Eva und Horst von der Albatros gemeinsam mit Wolfgang als Linehander geholfen.
Um 19.30 Uhr sollte sich die Albatros 2 vor dem Zugang zur ersten Schleuse einfinden um den Pilot an Bord zu nehmen. Sehr zeitig wurde in der Shelter Bay Marina abgelegt und vor der Schleuse gewartet. Um ca. 20 Uhr übernehmen wir zwei Piloten von einem Lotsenboot der APC . Sie erklären, dass drei Yachten geschleust werden und die Albatros 2 das Centerschiff ist. Das heißt, drei Schiffe werden zu einem „Nest“ aneinandergebunden. Eins an Steuerbord und das andere an Backbord der Albatross. Das heißt aber auch, wir werden als Linehander nicht gebraucht, denn die Panamaleinen werden an den äußeren Schiffen des Nestes in der Schleuse befestigt.
Immer wieder erhält der Lotse Nachricht, dass sich die Schleusung verschiebt bis das Nest aus 3 Yachten dann um Mitternacht endlich hinter einem riesigen Schiff in der Schleuse festmacht.
Einzelheiten der Schleusung erklären wir zu den nachfolgenden Bildern.
Auf dem Weg zum Schleuseneingang passieren wir riesige, wartende, vor Anker liegende Schiffe.
Auf Kanal 12 erwarten wir die Anweisungen der Kanalbehörde. Eva ist immer standby.
Langsam wird es dunkler, wir warten und warten, es tut sich nichts.
Endlich kommen die Piloten an Bord und erklären den Ablauf der Schleusung
In der Dunkelheit werden die drei Segelyachten zu einem “Nest” zusammengebunden.
Als zusätzliche Fender werden Autoreifen benutzt. Diese werden von den Agenten zur Verfügung gestellt und am anderen Ende des Kanals wieder übernommen.
Eva versorgt uns vorzüglich. Während der Wartezeit serviert Sie Pizza. Schon wegen des leckeren Essens hat es sich gelohnt, mit Eva und Horst die Reise durch den Panamakanal zu machen.
Endlich geht es los. Es ist fast 23 Uhr als wir langsam in die erste Schleusenkammer einfahren.
Die äußeren Yachten bekommen von Land dünne Leinen, die am Anfang zu einer “Affenfaust” verknotet sind, zugeworfen. Daran werden die 22 mm dicken, 40 Meter langen Leinen befestigt und dann an Land gezogen und dort auf der Schleusenmauer befestigt. Auf den äußeren Yachten werden die Leinen dann entsprechend der Veränderung des Wasserstandes angepaßt. Hierzu sind die 4 Linehander an Bord.
Langsam schließt sich das erste Schleusentor.
Aufregung auf den Schiffen. Aufgrund der Dunkelheit konnten wir die drei Schleusungen nicht fotografieren. ca. 1 Seemeile nach dem letzten Schleusentor befinden sich 2 große Bojen, an denen die Yachten über Nacht festmachen können. Hier werden die Piloten wieder von Lotsenboten übernommen. Nach einem Glas Rotwein fielen wir dann todmüde in die Kojen.
Am Morgen warten wir ab 6.30 Uhr auf den Piloten, der uns durch den Gatunsee bis zur nächsten Schleuse begleiten wird.
Auf dem Gatunsee erwartet uns eine wunderbar ruhige Stimmung.
Der Weg bis zur Miraflores Schleuse ist durch Bojen gekennzeichnet.
Impressionen
Ivan, ein außerordentlich freundlicher und souveräner Pilot, führt uns.
Die 3 Segelyachten fahren im Konvoi über den Gatunsee.
Man beachte die Wasserlinie. Salzwasser trägt besser wie Süßwasser.
Entsprechend tief liegen die über und über für die Südsee mit Proviant, Wasser und Diesel beladenen Schiffe.
Überall ragen außerhalb des Fahrwassers die Reste von inzwischen 80 Jahre alten Mahagonibäumen aus dem Wasser .
Ãœberall kann man den Beginn der Ausbauarbeiten beobachten.
Vorbereitung für Sprengungen?
Begegnung mit den ganz Großen.
Die Centenario Bridge vor den Miraflores Schleusen.
Ja, das ist uns tatsächlich begegnet - ein Krokodil.
Hier ein Tackboot bei der Arbeit. Diese Boote begleiten, fest verbunden durch Leinen als Manövrierhilfe die großen auf dem gesamten Weg.
Gegenseitige Beobachtung.
Vor der Miraflores Schleuse werden die Schiffe wieder zu dem Nest zusammen gebunden.
Eingang zur Miraflor Schleuse.
An diesen Diesellocks werden die großen Schiffe an Leinen durch die Schleusenkammern geführt.
Das sind die Männer, die die “Affenfäuste” auf die Yachten werfen, um mit ihren dünnen Leinen, die schweren, 40 Meter langen Leinen, zu sich heranholen um das Nest am Schleusenrand zu befestigen.
Los gehts, ausholen, zielen und …….
………. werfen.
Eva und Horst grüßen Ihre Familie zu Hause über die Webcam in der Miraflor Schleuse.
Geschafft! Wir sind durch alle Schleusen. Eva spendiert ein Glas Sekt.
Der Pilot Ivan wird abgeholt.
Das Tor zum Pazifik, die Bridge of the Americas.
Abschied und hoffentlich Aufwiedersehen.
Mit einem Wassertaxi werden wir an Land gebracht. Wir würden uns freuen, Eva und Horst unterwegs auf dem 6800 Seemeilen langen, Weg nach Neuseeland wieder zu sehen.
Am 23. April 2008 um 19:46 Uhr
Hallo Eva und Rüdiger,
wirklich unglaubliche schöne Bilder die Ihr auf euer Seite zeigt. Viel Spaß und alles wird gut. Bis bald und liebe Grüße von Klaus und Birgit aus Remscheid.
Am 25. April 2008 um 15:51 Uhr
Es ist Freitag nachmittag - habe die Kanalfahrt per web-cam leider verpasst - aber die vielen Bilder und auch die Texterläuterungen machen mir viel Freude. Liebe Grüße Werks